So, nun noch Mal ein ernsthaftes Statement von mir, was nicht jedem gefällt, auch mir nicht, und dem sogar meine Frau widerspricht, "weil man das nicht so sehen darf".
Rohöl und raffinierte Erdölprodukte sind keine Lebensnotwendigkeit, machen das Leben aber modern und angenehm. Es gibt Produkte auf die man durch bewussteres Handeln leichter verzichten könnte (z.B. allerlei Tüten und Einwegflaschen) und Produkte, auf die man schwerer verzichten kann (z.B. diverse Synthetikgewebe und Kunststoffformteile). Kraftstoffe liegen irgendwo dazwischen. Man kann zwar nicht komplett auf sie verzichten, aber ihren Verbrauch relativ einfach stark einschränken.
Rohöl ist ein absolut kostbarer Rohstoff mit begrenzten Ressourcen, mit dem wir aber in keiner Weise sorgsam oder schonend umgehen. Wir treiben damit Wärme-Kraft-Maschinen an und zerstören dabei gleichzeitig noch unsere Atmosphäre, verbrennen ihn im Individualverkehr und nach Feierabend zu unserem Freizeitvergnügen, verbrennen ihn aus Profitgier zum globalen Gütertransport von Billigware und interkontinental im Kleinfrachtverkehr. Auch wenn es
hier nur ein Werbegag ist, wir nutzen viel zu wenig das natürliche Sparpotenzial aus. Im Berufsverkehr (ÖPNV, Werksbusse), im Güterverkehr (lokale Produktion, Schienenverkehr), Reiseverkehr. Nun mag das Argument kommen:
"Aber auf dem Land ..." haben wir uns selbst in die heutige Lage gebracht. Der zunehmende Individualverkehr mit dem Wunsch nach "Unabhängigkeit" hat die bestehenden Bahn- und Busverbindungen unlukrativ oder gar unwirtschaftlich gemacht, weshalb diese immer weiter abgebaut wurden und heute ländliche Bewohner vor Probleme stellt.
Polemisch ausgedrückt, hat das ganze für mich in etwa Züge von Drogenkonsum. Es ist so schön high zu sein, dass man irgendwann gar nicht mehr ohne sein mag, irgendwann nicht mehr ohne sein kann ... es besteht eine Abhängigkeit ... und wenn der Dealer dann die Preise anzieht sieht es übel aus und verleitet zur Beschaffungskriminalität. Der eine raubt an der Tankstelle die Kasse aus um sich dafür Koks zu kaufen und der andere macht auf Tankbetrüger. Nun mag jemand sagen, das für die Abhängigkeit die körperlichen und psychischen Symptome fehlen. Wirklich? Warum sind dann Busse und Bahnen halb leer, während auf gleicher Strecke und zur gleichen Zeit der Individualverkehr mit 1 Person pro Fahrzeug rollt (oder steht)? Warum gibt es so wenig Fahrgemeinschaften? Weil wir glauben nur so unsere Unabhängigkeit zu wahren. Das es unmöglich sei, 15 Minuten auf die Bahn zu warten oder 10 Minuten länger im Bus zu sitzen. Und wie sieht es mit den körperlichen Faktoren aus? Ich kann nur von mir sprechen ... da war es früher kein Problem 25km mit den Fahrrad zur Schule und wieder zurück zu fahren oder 30km um nachmittags mal eben Freunde zu besuchen ... heute bin ich faul und fett und würde noch nicht Mal 3km schaffen.
Wie immer ist das Klagen über die Schlechtigkeit anderer viel leichter, wie sich selbst etwas einzugestehen oder zu ändern. Und wenn es nur der unglaublich hohe Profit der Ölmultis ist. Aber die haben das ja auch alle nicht angefangen weil sie so gute Menschen sind, sondern weil sie Geld verdienen wollen. Hier kommt zudem wieder zum Tragen, dass es sich um den Ausverkauf begrenzter Ressourcen handelt. Deswegen hat auch niemand ein Interesse daran, sein Rohöl so billig wie möglich zu verkaufen (s.
OPEC).
Man könnte nun natürlich auf diverse Gedanken kommen, z.B. ob es überhaupt sein kann, dass sich Bodenschätze oder für das Gemeinwohl so wertvolle Rohstoffe wie Holz oder Erdöl in Individualbesitz befinden oder ob sie nicht allen Menschen gehören. Ja, das ist eine gute Frage, aber eine real erzielbare Lösung würde das nicht erbringen. Wie auch? Weltregierung? Globaler Sozialismus?
Auch wenn ich mir selbst SuperPlus zu 99ct/l wünschen würde und die Manager beim betrachten der Preistafel nicht für ganz reine halte, so hat das real betrachtet für mich die gleichen Auswirkungen wie der Preis für Bier und Wein. Es wird niemand gezwungen diese Produkte zu kaufen und stirbt auch nicht, wenn er es nicht tut. Die Frage ist nur, ob uns die Alternative schmeckt. Und hier muss jeder für sich im eigenen Gesicht nach der Nase suchen.